Race Around Austria

Bericht aus der NOKZEIT vom 23.08.2017:

Billigheimer beim härtesten Radrennen Europas

Michael Kochendörfer bereits zum dritten Mal beim „Race Around Austria“

Bereits zum dritten Mal nach 2014 und 2015 nahm der Extrembiker Michael Kochendörfer aus Billigheim das „Race Around Austria„, also das Rennen rund um unser Nachbarland Österreich unter die Reifen seines Rennrads. Dabei absolvierte der Ausdauersportler insgesamt 2.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter.

Michael Kochendörfer umrundete bei dem Rennen die Außengrenzen der Alpenrepublik entlang der Nachbarländer Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Italien, Lichtenstein als sogenannter „Einzelstarter Nonstop“. Dabei kam er nach und kam nach 106 Stunden als insgesamt Viertplatzierter ins Ziel. Er verpasste den Podestplatz nur um wenige Minuten.

Die Vorbereitungen auf diese extreme körperliche und mentale, aber auch logistische Herausforderung, begannen für den Odenwälder bereits im November 2016. Die Vorbereitung bestand überwiegend aus den Trainingseinheiten mit Radfahren Kraft und Athletik! aber auch mentalen Einheiten. Dabei wurde zwei Trainingslager in Südtirol absolviert, um speziell lange Bergeinheiten einbauen zu können.

Kochendörfers Saisonplanung war auf zwei Höhepunkte ausgerichtet. Zum einen auf die Ultraweltmeisterschaft im Juni, die der Ausdauerathlet als Weltmeister beenden konnte, und zum andern auf das Race Around Austria. Neben dem Training musste auch die Organisation gestemmt und ein siebenköpfiges Betreuerteam mit Ehefrau Anja, Tochter Chantal, Bruder Heiko und den Sportskameraden Heiko Dengel, Armin Lenz, Günter Hägele und Torsten Noe gewonnen und koordiniert werden. Dazu galt es, jede Menge Material, darunter zwei Rennräder mit unterschiedlichen Übersetzungen, Ersatzteile, Lautsprecher, Blinklichter, Funkgeräte, Navigationsgeräte, Akkulampen für die Räder, mehrere Kisten Kleidung, spezielle Ernährung, Begleitfahrzeuge und ein Wohnmobil zu beschaffen und nach Österreich zu transportieren.

Bei der Beschaffung wurde der Billigheimer unter anderem vom Mosbacher Autohaus Käsmann unterstützt, das das sogenannte Pace Car (Begleitfahrzeug) bereitstellte. Außerdem fanden sich viele Radfreunde, die dem Ausdauersportler Navigationsgeräte, Ersatzlaufräder und vieles mehr bereitstellten.

In mehreren Teamtreffen wurden die Aufgaben verteilt, bevor man sich auf den Weg machte, um rechtzeitig im Startort St. Georgien im Attergau einzutreffen. Dort angekommen mussten weitere Vorbereitungen erledigt werden. So galt es die Startunterlagen zu beschaffen und Autos sowie Rennmaschinen zu präparieren. Das Begleitfahrzeug musste mit Aufklebern, Warnlichtern und Lautsprechern ausgerüstet werden. Kochendörfers Rennmaschinen erhielten spezielle Leuchtaufklebern, sodass auch die Sicherheit in den Nachtstunden gewährleistet war. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Rennen, ist beim Race around Austria kein Rennkurs abgesteckt, sodass jederzeit mit Straßenverkehr zu rechnen ist.
Außerdem musste ein Buch mit Regelwerk und Formularen, Haftungsausschlüssen gesichtet werden, weshalb das ganze Team schon vor dem Startschuss sehr beschäftigt war. Am Ende erfolgte noch die offizielle Abnahme durch die Rennjury.

Dienstagmorgens um 10:48 Uhr ging Michael Kochendörfer von der Startrampe und nahm die Herausforderung unter die Räder. Die Starter gingen wie bei einem Einzelzeitfahren mit drei Minuten Abstand auf die Strecke. Außerdem darf man weder in Gruppen bzw. im Windschatten seiner Konkurrenten fahren.

Da der Radsportler ununterbrochen vom Begleitfahrzeug anhand des Routebooks navigiert werden musste, teilten sich die Unterstützer in zwei Teams, die abwechselnd verschiedene Aufgaben übernahmen, die Strecke abstimmten, Kochendörfer verpflegten, Kleidung reichten, Räder tauschten und vieles andere mehr.

Der Sportler kam sehr gut ins Rennen. Zunächst ging es für die Teilnehmer in Richtung Mühlenviertel, ein Streckenabschnitt der für die Verhältnisse der Alpenrepublik als flacher Abschnitt galt. Gut versorgt von seiner Crew ging es bei gutem Wetter mit angenehmen 29°C in Richtung Slowakei. Kochendörfer wollte bis zur zweiten Nacht komplett durchfahren und erst dann beim ersten PowerNapping etwas Kraft zu tanken. Nach den ersten 24 Stunden hatte der Billigheimer bereits 630 Kilometer in den Beinen.

Weiter ging durch die Südsteirische Weinstraße in Richtung Lavamünd Soboth bis zur Passhöhe auf 1.361 Metern. Für die steilen Rampen hatte Kochendörfer ein spezielles Bergrad dabei, damit er die Anstiege mit einer anderen Übersetzung fahren konnte, während für die langen, steilen Abfahrten Scheibenbremsen installiert waren. Nach ca. 36 Stunden und 980 gefahrenen Kilometer bereits in der zweiten Nacht, war es dann soweit, die erste kurze Schlafpause von 40 min wurde eingelegt. Das Team hatte alles vorbereitet. Kleiderwechsel, kurz abwaschen, hinlegen. „Während ich meine 40 Minuten schlief hatte das Team alle Hände voll zu tun. So mussten die Räder einer Untersuchung unterzogen werden, Reifen aufgepumpt, Lampenakkus gefüllt bzw. erneuert werden. Nach dem Wecken wurde ich erfrischt wieder aufs Rad gesetzt“, erzählt Kochendörfer später.

Um den Sportler bei Laune zu halten, gab das Team über Lautsprecher Botschaften an Kochendörfer weiter, die über dessen Facebookseite aus der Heimat eingegangen waren. Weiter ging es Richtung Kötschach, Obertilliach. Nach 1.208 Kilometern und 51 Stunden im Sattel war man in Lienz angekommen. Nun ging es in die „richtigen Berge“. Das Wetter kippte auch, erste Gewitter zogen auf und nun war des Betreuer Team noch mehr gefordert. Bei starkem Gewitter mit Sturm und Regen musste der Billigheimer mit zusätzlicher Kleidung warmgehalten werden. Auch in Bein- und Armmuskulatur machten sich nun die Strapazen bemerkbar. Über den Iselsberg (1.201m) und Heiligenblut galt es den Großglockner zu bewältigen. Im Aufstieg dort hin wurde das Wetter immer schlechter. Die Temperaturen fielen auf 8°C Regen und vor allen Dingen starker Sturm machten den Aufstieg zur Tortur. „Oben angekommen am Hochtor auf 2.500 Meter war ich dermaßen durchnässt, dass mich das Team komplett mit warmer schützender Kleidung versorgen musste“, berichtete Kochendörfer. Nun ging es ein paar Höhenmeter bergab, bevor der Anstieg zum nächsten Pass auf dem Fuschertörl anstand. Dann wartete eine gefährliche Abfahrt auf die Fahrer, die bei Sturm und Regen mit der entsprechenden Konzentration gefahren werden musste.

Kaum unten angekommen ging es weiter Richtung Mittersill. Es ging bereits in die dritte Nacht und der nächste Pass auf den Gerloßpass (1.626m) folgte. Oben angekommen wurde die nächste kurze Schlafpause eingelegt. Dieses Mal gönnte sich Michael Kochendörfer aber nur 20 Minuten PowerNapping. Weiter ging es im Dauerregen durch Innsbruck weiter zum Kühtai, wo nach 22,3 Kilometer Anstieg auf 2.020 Höhenmetern, der Kühtaisattel überquert werden musste. Hier hatte Kochendörfer auf den letzten Kilometern zu kämpfen, war die Strecke in diesem Abschnitt doch sehr steil. Motiviert aus dem Begleitfahrzeug heraus und durch Sprints der Unterstützer neben her, wurde diese Herausforderung bewältigt. Nach 1.500 gefahrenen Kilometern war die Passhöhe erreicht.

Nach einer kurzen Stärkung und neuer Kleidung ging es mit gelockerten Beinen weiter in Richtung Bregenz auf der Silvretta-Hochalpenstraße. Im Anstieg zur Passhöhe setzte erneut starker Regen ein. Dieses Mal blieb zum Glück der gefürchtete Gegenwind aus. Die Passhöhe auf 2.041m wurde erreicht. Erneut zog der Ausdauersportler wärmere Kleidung an und es weiter ging es Richtung Faschinajoch auf 1.483m.

„Nach der Passage des Hochtannbergs (1.418m) waren ich bereits in der vierten Nacht und nach den vielen Bergpässen war ich mit den Kräften am Ende. Zusätzlich zehrten Regen und Kälte an mir und meiner Moral. Die dritte und letzte Schlafpause sollte mich erfrischen, die Akkus wieder laden und für den »Endspurt« stärken.“ Nach 20 Minuten Schlaf ging es frisch versorgt weiter. Nun musste der Fernpass absolviert werden. Hier hatte Michael Kochendörfer nicht nur mit der Müdigkeit, sondern auch mit dichtem Autoverkehr zu kämpfen. Die vielen Fahrzeuge führten auch dazu, dass es mit der Abschirmung durch das Teamfahrzeug nicht immer klappte. Dennoch waren nach diesem Abschnitt 1.800 Kilometer geschafft. „Es war eine sehr schlimme Rennphase noch halber im Schlaf, Dunkel, Regen und dichter Autoverkehr. Mein Team musste alles geben um mich im Rennen zu halten und durch diese schwierige Situation zu begleiten“ resümierte Michael Kochendörfer nach dem Rennen.

Nun wurden Sitzprobleme, und Schmerzen in Händen und Armen immer stärker bemerkbar. Doch noch immer lagen 400 Kilometer vor dem Athleten. Nun waren die Begleiter noch mehr gefragt, um den Sportler zu motivieren und bei Laune zu halten. Da dieser Streckenabschnitt relativ monoton war, drohte erneut der Sekundenschlaf. Doch weitere aufmunternde Facebook-Kommentare und Freunde und Bekannte aus der Heimat, die nun immer häufiger am Streckenrand auftauchten, machten die Strapazen leichter und sorgten für Aufmunterung.

Mittlerweile war es Samstagmorgen. Dank der aus der Heimat angereiste Unterstützung schöpfte Kochendörfer neue Kräfte und machte sich nach 2.000 Kilometern daran, noch einmal zwei sehr steile Pässe zu bewältigen. „Meine Muskulatur und vor allen Dingen mein Knie schmerzten nun doch schon ziemlich heftig. Doch auch wegen meiner Betreuer und Unterstützer, die am Straßenrand alles haben, war aufgeben keine Option, vielmehr puschten mich die Rufe an der Strecke die Berge hoch, freute sich der Billigheimer über die Hilfe.

Nach der letzten Abfahrt, setzten wieder Regen und starker Gegenwin ein. Die letzten Kilometer wurden daher zur Qual. Mittlerweile war es Samstagabend. Um 20.58 erreichte der Billigheimer überglücklich St. Georgen und stieg nach 106 Stunden – und damit zwei Stunden schneller als im Vorjahr und das bei wesentlich schlechterer Bedingungen – vor Rennrad. Zuvor war er von jubelnden Menschenmassen, die an diesem Samstagabend den Marktplatz bevölkerten zur Ziellinie eskortiert worden. Dort gab es einen tollen Empfang mit der obligatorischer Sektdusche.

Nachdem alle Fahrer im Ziel waren, durfte sich Michael Kochendörfer über einen vierten Platz freuen – das Siegertreppchen hatte er nur um wenige Minuten verpasst. „Klar ist der Podestplatz immer was Besonderes, aber wir waren voll und ganz zufrieden. Wir hatten uns ja sowohl in der Fahrzeit als auch in der Platzierung verbessert“, steckte Kochendörfer die erste Enttäuschung als fairer Sportskamerad weg. Sieger wurde der Vorjahresdritte Markus Hager aus Oberammergau.

Trotz aller Strapazen vergaß Michael Kochendörfer nicht, seinem Team zu danken, das sich ganz für das gemeinsame Ziel aufgeopfert hatte. Alle Betreuer mussten auf jeglichen Komfort verzichten, konnten nur stundenweise im Auto schlafen, sich nur sporadisch waschen, wenig essen.

In einem Fazit hob Kochendörfer darüber hinaus hervor, dass ihm besonders die Gewitter und der Schlafentzug zu schaffen gemacht hätten. Nachts erkenne man die einfachen Dinge nicht mehr am Straßenrand oder habe mit dem Sekundenschlaf zu kämpfen. Um die Strapazen zu meistern war eine ausgeglichene Energiebilanz entscheidend. So mussten pro Tag ca. 10.000 Kalorien aufgenommen werden. Hierfür hatte Michael Kochendörfer eine spezielle Flüssignahrung dabei. Auch Bananen, Äpfel, selbst gemachten Energieriegel sorgten ebenfalls für Kohlenhydratzufuhr. Hier verließ sich der Billigheimer auf spezielle Mischungen der Mühle Geßmann.

Da der Extrem-Radsport als Randsportart keine großen Sponsorengelder akquiriert, galt ein Dank des Athleten vielen Unterstützern, die Material beigesteuert hatte. Das Team Storck Bicycle, der Heimatverein VfR Waldkatzenbach, Armins Radhaus in Aglasterhausen unterstützen das Projekt tatkräftig, das Autohaus Käsmann steuerte das Pace Car bei. Storck Bicycle stellte die Räder bereit, während Schwalbe die Reifen spendierten. Supernova machte mit Akkulampen die Nacht auf dem Rad zum Tag, und Sinner Optik half mit speziellen Kontaktlinsen aus. Die Team-Shirts wurden von der Firma CSP produziert.

Nach einer ausgiebigen Dusche und einigen Stunden Schlaf ging es nach einem gemeinsamen Abendessen in Österreich nach Hause nach Billigheim, wo der Extrembiker und sein Team begeistert empfangen und gefeiert wurde.

Ultraradmarathon-Weltmeisterschaft

Kochendörfer ist Ultramarathon-Weltmeister

1.000 Kilometer und 16.000 Höhenmeter in 42 Stunden und 25 Minuten ohne Schlafpause

Bericht aus der NOKZEIT:

Nachdem Extrem-Radsportler Michael Kochendörfer aus Billigheim in den Vorjahren bei 24-Stunden-MTB-Rennen glänzte und zahlreiche Titel feierte oder rund um die Alpenrepublik Österreich auf seinem Fahrrad bewältigte, steht dieses Jahr ganz im Zeichen von zwei Ultra-Rennrad-Rennen, die ebenfalls in unserem Nachbarland veranstaltet werden.

Erster Höhepunkt war nun die die Ultramarathon-Weltmeisterschaft „Glocknerman“. Bei diesem Rennen mussten die Teilnehmer nonstop 1.000 Kilometer und 16.000 Höhenmeter hinter sich bringen.

Um sich auf diese fast übermenschliche Herausforderung vorzubereiten, spulte Kochendörfer bereits seit November ein minutiös geplantes Trainingsprogramm ab. In den sieben Monaten, die seither vergangen sind, absolvierte der Billigheimer nicht nur 12.000 Trainingskilometer, zusätzlich war er ein- bis zweimal die Woche im Kraftraum um Athletik und Kraft zu trainieren. Ein Trainingslager im Mai in Südtirol nutzte der Athlet dann noch als spezielles Bergtrainingslager.

Neben der ganzen sportlichen Vorbereitung, gab es im Vorfeld sehr viel zu organisieren. Dazu gehörte neben einem sogenannten „Pace Car“, das während des Rennens als Begleitfahrzeug dient, mussten Wohnmobil, Navigation, Verpflegung, Übernachtungen und vieles mehr bedacht werden. Dies übernahmen einmal mehr Kochendörfers Ehefrau Anja und sein Bruder Heiko.

Mit jedem Tag, den das Rennen näher rückt, steigt natürlich die Anspannung, berichtet Michael Kochendörfer. Manches muss auf den letzten Drücker organisiert werden, und es kommen erste Zweifel, ob man denn bei der Vorbereitung alles richtig gemacht hat.

Mit zwei Fahrzeugen und vier Begleitern ging es dann Graz/Österreich.

Am Mittwoch vor dem eigentlichen Start, wurden die Fahrzeuge abgenommen und die Fahrer gebrieft und so mit den Einzelheiten vertraut gemacht. Auf dem Ergometer wurden außerdem die Startpositionen der einzelnen Biker ausgefahren. Beim letzten gemeinsamen Abendessen mit seinem Team wurde intern nochmals alles besprochen.

Vor dem Start einen Tag später präsentierten sich die Sportler beim „Cityradeln“ den Zuschauern und um 12:00 Uhr erfolgte der Startschuss. Um Hektik beim Start und daraus resultierende Stürze auszuschließen, ging es im Anstand von 30 Sekunden auf die Strecke. Michael Kochendörfer hatte seinen Startplatz in der Mitte des Feldes.

Begleitet vom „Pace Car“ muss die Strecke ohne Stopp bewältigt werden. Windschatten- und Gruppenfahrten sind verboten. Da auf öffentlichen Straßen gefahren wird, muss außerdem ist die Straßenverkehrsordnung eingehalten werden. Bei Regelverstößen verhängt eine Jury Zeitstrafen.

Während Kochendörfer ununterbrochen auf seinem Rad sitzen musste, wechselten die Teammitglieder alle acht Stunden, während die anderen beiden Helfer mit dem Wohnmobil voraus fuhren, um dann zu entspannen, aber auch Kleidung und Verpflegung zu richten. Die Besatzung des Begleitfahrzeugs musste Kochendörfer per Lautsprecherdurchsagen anhand eines sogenannten Roadbooks zu navigieren.

Nach einem nervösen Start, fand Michael Kochendörfer, aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen im Extremausdauerbereich, bald seinen Rhythmus. Und das war gut so, denn schon nach 35 Kilometer folgten die ersten Steigungen entlang der Südsteirischen Weinstraße. Nach 70 Rennkilometern folgte der Aufstieg auf den Soboth mit 1.347 Höhenmeter, gefolgt von Abtei mit 703 Höhenmeter. Der Billigheimer überholte einige vor ihm gestarteten Fahrer, was zusätzliche Motivation mit sich brachte. Trotzdem galt es nicht zu überziehen und konsequent auf permanenten Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme zu achten.

Weiter ging es in Richtung Villach und Winklern. Als es dann dunkel wurde, mussten die Lampen montiert werden, was die eingespielte Crew problemlos meisterte. Während so zunächst alles wie am Schnürchen lief, machte das Wetter Kapriolen, die den Bikern das Leben schwer machten. Denn es zog ein kräftiges Gewitter auf. In Winklern, dort war das Wohnmobil platziert, wechselte die Crew das erste Mal und der Athlet nutzte die Gelegenheit um eine Regenjacke überzustreifen.

Weiter ging es über den Iselsberg, Hermagor mit 602 Höhenmeter, Kötschach und Mauthen mit 702 Höhenmeter, den Gailbergsattel (981 Höhenmeter) und dem Kartischer Sattel, der es auf 1.525 Höhenmeter brachte. Von dort aus führte die Route zurück nach Winklern, wo die Crew wieder wechselte. Kochendörfer nutzte die Gelegenheit, um die nassen Kleider gegen trockene zu tauschen.

Mittlerweile war es Freitagmorgen und es wurde so langsam wieder hell. Der Fahrer aus dem Odenwald war immer noch gut drauf. Dank seiner Fähigkeit, ein gleichmäßiges Tempo über einen langen Zeitraum beizubehalten, war Kochendörfer mittlerweile auf den vierten Gesamtplatz, den zweiten seiner Altersklasse, nach vorne gefahren. Die größte Herausforderung sollte aber noch folgen, berichtete der Billigheimer nach dem Rennen. Denn nun ging es Richtung Hochglockner.

Im Anstieg zum Großglockner nach Heiligenblut zogen erneut schwere, dunkle Wolken auf. Es folgten Regen und ein eisiger Gegenwind, der die Steigung doppelt schwer machte. Kochendörfer wechselte daher auf sein spezielles Bergrad, das eine andere Übersetzung hat und mit Scheibenbremsen ausgestattet war.

„Meter um Meter kämpfte wir uns nach oben“, erzählte der Extrembiker später. Hilfreich waren dabei die Anfeuerungsrufe des Teams und der Fans, die inzwischen aus der Heimat an die Rennstrecke gekommen waren. Auf dem Hochtor (2.500 Höhenmeter) war der höchste Punkt des Glocknerman noch nicht erreicht, denn nach einer kurzen Abfahrt, ging es über Kopfsteinpflaster hoch zur Edelweißspitze mit 2.570 Höhenmeter. Dort mussten sich die Biker an der Meldestelle eintragen.

Schnell wurden warme Kleider angezogen, bevor es auf die nicht ungefährliche Abfahrt ging, die aufgrund der Nässe vollste Konzentration erforderte. Hier zeigte sich einmal mehr, dass gute Planung im Vorfeld enorm wichtig ist, brachten doch die Scheibenbremsen große Vorteile.

Es ging hinunter nach Bruck, wo erneut eine Meldestelle und gleichzeitig der Wendepunkt erreicht waren. Nun hieß es wenden, um dann erneut den Großglockner hinauf zu fahren. Noch ausgefroren von der langen, kalten Abfahrt wollten die Muskeln zunächst nicht wie gewohnt funktionieren. So benötigte der Odenwälder einige Höhenmeter um wieder in Tritt zu kommen. So kämpfte sich der Sportler wieder Meter um Meter in die Höhe, bis zum zweiten Mal das Hochtor auf 2500 Höhenmeter erreicht war.

Mittlerweile war es Freitagmittag und ca. 600 Kilometer lagen hinter den Startern. Im Regen ging es hinunter nach Winklern, wo das Wetter besser wurde.

Unten angekommen hörte es auf zu regen und das Wetter wurde besser. Die Crew wechselte wieder und der Biker zog einmal mehr seine nassen Sachen aus und es ging zurück Richtung Graz. Allerdings lagen noch einige kräftezehrende Anstiege vor der Konkurrenz.

Hinauf auf die Windische Höhe mussten die Fahrer eine Steigung mit 24 Prozent bewältigen. Außerdem lag der Scheidsattel auf 1068 Höhenmeter noch vor dem Feld. Der vierte Platz in der Gesamtwertung bzw. der zweite Rang in der Altersklasse U 50 waren noch nicht sicher, da noch 200 Kilometer zu fahren waren.

Bei Kilometer 880 wartete der nächste Hammer auf die Rennteilnehmee. In der zweiten Nacht ohne Schlafpause, musste Kochendörfer die letzten Energiereserven mobilisieren um die zehn Kilometer lange, 15-prozentige Steigung hinauf auf den Soboth zu schaffen ohne rückwärts zu rollen. In dieser Rennphase war die Motivationsarbeit der Crew Gold wert.

Nachdem auch dieser Berg hinter dem Billigheimer lag, erfuhr er, dass ein vor ihm liegender Fahrer aufgrund von Magenproblemen austeigen musste. Dadurch rutschte Michael Kochendörfer auf den Siegerplatz in seiner Altersklasse. „Diese Nachricht verlieh mir neue Kräfte, denn nun wollte ich den Sieg natürlich auch nach Hause bringen, und mein Team und mich belohnen“, berichtet der Extremsportler aus dem Neckar-Odenwald-Kreis.

Am Samstagmorgen gegen 7:00 Uhr fuhr Michael Kochendörfer nach 42 Stunden und 25 Minuten im über die Ziellinie. „Unglaublich, ich hatte den WMTitel in der U50-Klasse in der Tasche und gewann in der Gesamtwertung Bronze“, konnte der neue Weltmeister sein Glück kaum fassen.

Überglücklich wurde er von der Crew und den angereisten Fans gefeiert. „Ich selbst war leer wie eine ausgepresste Zitrone“, beschrieb Kochendörfer seine Emotionen. Nach dem Siegerfoto wurde er von seiner Crew umgezogen, selbst dafür hatte er keine Kraft mehr, und für ein paar Stunden schlafen gelegt. Am Abend fand dann noch die Siegehrung mit Bankett statt. Da die Crew ja nun den Schichtbetrieb gewohnt war, fuhr das Weltmeister-Team noch in der Nacht zurück in den Odenwald.

Am Sonntag folgte dann der Empfang in Billigheim, wo der frisch gebackene „Glocknerman“ von Familie und Freunden herzlich gefeiert wurde.

Nun steht für den Extremsportler zunächst die Regeneration auf dem Programm, bevor auch schon wieder die Vorbereitung auf das nächste Highlight beginnt. Im August will Michael Kochendörfer wieder das härteste Rennen in Europa, das Race Around Austria, einmal rund um Österreich mit 2.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter, bestreiten.